Die Insel Barbana (auf Friaulisch „Barbane“) liegt am Ost-Ende der Lagune von Grado in der Adria-Region Friaul-Julisch-Venetien. Sie ist vor allem als Wallfahrtsziel, aber auch für die Schönheit ihrer Natur bekannt. Ein Wald bedeckt mehr als die Hälfte der Westseite der Insel, hauptsächlich bestehend aus Zürgelbäumen, Strandkiefern, Zypressen, Magnolien und Ulmen.
Der Name Barbana leitet sich vom Eremiten Barbanus ab, der im 6. Jahrhundert auf der Insel lebte und eine Gemeinschaft von Ordensbrüdern um sich scharte.
Sie beherbergt ein Franziskaner-Kloster und die Wallfahrtskirche Santuario di Barbana, die mehrmals jährlich das Ziel von Prozessionen und Wallfahrten ist. Regelmäßig im Juli wird hier die Prozession Perdon de Barbana feierlich begangen.
Daneben gibt es mehrere kleine Kapellen, die einen Besuch lohnen, und diverse Statuen. Eine Madonnen-Statue begrüßt die Gäste bereits eingangs des kleinen Hafens. Sie wurde 1954 zur Erinnerung an das Marienjahr errichtet. In der Nähe der Kirche und der „Domus Mariae“ befinden sich zudem weitere Statuen, die San Francesco und Egidio Bullesi gewidmet sind.
Neben Pilgern, die das Marienheiligtum besuchen möchte, kommen auch viele Tagestouristen auf die Insel Barbana. Unterkünfte gibt es in den rund fünf Kilometer entfernten Orten Grado und Grado-Pineta.
Geschichte
Die Insel Barbana war einst mit dem Festland verbunden, wurde aber wahrscheinlich schon im 6. Jahrhundert durch einen Sturm zur Insel.
Auf dem Eiland befand sich zur Römerzeit möglicherweise ein Heiligtum des Apollo.
Die erste Kirche wurde auf der Insel Barbana laut Überlieferungen im Jahr 582 gegründet, nachdem ein heftiger Sturm die Stadt Grado bedroht hatte. Das außergewöhnliche meteorologische Ereignis führte wahrscheinlich zur Entstehung der heutigen Lagune und der Insel.
Am Ende des Sturms wurde am Fuße einer Ulme, nahe den Hütten der Einsiedler Barbano und Tarilesso, eine Figur der Madonna im Wasser gefunden. Damals lag der Ort relativ weit von der Küste entfernt. Der Patriarch von Grado, Elia (571-588), ließ die erste Kirche errichten, um der Madonna für die Rettung der Stadt vor dem Seesturm zu danken.
Das Kirchengebäude wurde mehrfach durch Überschwemmungen zerstört und wieder aufgebaut. Dabei ging die ursprüngliche Madonnenstatue verloren. Im 11. Jahrhundert schuf man die schwarze hölzerne Madonnen-Figur der schwarzen Madonna, welche heute in einer der kleinen Kapellen ihren Platz gefunden hat.
Ab dem 11. Jahrhundert lebten Benediktinermönche auf der Insel, gefolgt von Franziskanern ab 1450. Der Franziskanerorden baute 1738 die Wallfahrtskirche, die 1911 umgebaut und vergrößert wurde.
Als Grado früher für die Österreicher als Seebad interessant wurde, konnte man die Insel Barbana im Sommer besuchen. Seit 2018 ist sie auch ganzjährig zugänglich, im Winter jedoch nur an Sonn- und Feiertagen.
Wallfahrtskirche und Wallfahrten nach Barbana
Prozession El Pardon de Barbana
Der Perdòn de Barbana hat seinen Ursprung im Jahr 1237 und wurde ins Leben gerufen, um der Madonna für das Ende einer Pestepidemie zu danken. Die Prozession erlangte im Jahr 1925 eine noch größere Bedeutung. Damals versanken 56 Boote in einem Sturm, doch nach dem Anrufen der Madonna wurden alle Schiffbrüchigen gerettet. Seitdem findet die Madonnen-Prozession jährlich statt, bei der die Gradeser für ein gutes Fischereijahr und den Schutz der Fischer beten.
Der ersten Sonntag im Juli ist seitdem für die Perdòn di Barbana-Wallfahrt reserviert. Anlässlich dieser Zeremonie wird die Drehbrücke, die Grado mit dem Festland verbindet, geöffnet.
Die Vorbereitungen beginnen aber schon in der Nacht von Freitag auf Samstag, wenn das Hafenviertel festlich geschmückt wird. Am Abend findet das traditionelle Concerto del Sabo Grando der Stadtkapelle von Grado statt. Ein großes Feuerwerk über dem Meer und der Spiaggia Principale krönen den Vorabend.
Die eigentlichen Feierlichkeiten beginnen am Sonntagmorgen mit einem Gottesdienst in der Basilika Sant’Eufemia, gefolgt von einer Prozession der Madonna-Statue zum Hafen, die von der Stadtkapelle und vielen Einheimischen begleitet wird.
Die festlich geschmückte Madonna-Statue wird auf ein umgebautes Fischerboot mit bunter Beflaggung verladen und zur Insel Barbana gebracht, wo in der Kirche oder im Freien ein Gottesdienst stattfindet. Das Hauptboot wird von weiteren Booten begleitet.
Am Nachmittag wird die Madonna-Statue mit den Booten zurückgebracht und in würdigem Rahmen in die Basilika Sant’Eufemia zurückgeleitet. Den feierlichen Höhepunkt der Prozession bildet das Te Deum, gefolgt von einem abschließenden Gottesdienst in der Kathedrale von Grado.
Weitere Wallfahrten
Die Wallfahrtskirche zieht generell viele Pilger an, die aus dem In- und Ausland kommen. Die Pilgerfahrten finden hauptsächlich von April bis Ende September statt. Jedes Jahr am 15. August und 8. September tragen Pilger die Statue der Madonna di Barbana während Prozessionen um die Insel.
Insel Barbana besuchen
Die Insel Barbana ist durch eine regelmäßige Fährverbindung ab dem Canale della Schiusa in Grado erreichbar, wobei die Fahrt etwa 20 Minuten dauert. Zusätzlich verfügt die Insel über einen kleinen Hafen und ist auch mit privaten Verkehrsmitteln zugänglich.
Neben Pilgern kommen auch viele Touristen aus Grado und Orten der Umgebung wie Lignano, Lignano Sabbiadoro, Aprilia Marittima und Bibione mit der Fähre oder dem Boot, um sich die Insel Barbana anzusehen.
Fazit
Die Insel Barbana ist ein bedeutender Wallfahrtsort in der Nähe der norditalienischen Stadt Grado. Sie ist reich an Geschichte und Tradition, die sich vor allem in den jährlichen Prozessionen und Feierlichkeiten widerspiegeln. Neben ihrem religiösen Wert bietet die Insel auch eine atemberaubende Natur mit einer vielfältigen Flora und Fauna. Ein Besuch auf der friedlichen Insel lohnt sich für alle Reisenden, die auf der Suche nach spiritueller Ruhe und Schönheit sind.
Fotos Insel Barbana:
Insel Barbana-Ansicht vom Meer aus, elpiase, 123rf.com
Luftbild der Insel, Hans Bezard, CC BY-SA 4.0, via
Schiffsanleger Insel Barbana (angepasste Form), Herbert wie, CC BY-SA 4.0, via