Inhaltsübersicht
Auf den Spuren der Sibylle im Archäologischen Park von Cuma
Cumae (Cuma) war eine antike Stadt in der Nähe von Napoli in Campania. Aus ihren Ruinen entstand der Archäologische Park von Cumae (Parco Archeologico di Cuma), eine der wichtigsten archäologischen Stätten Italiens.
Gegründet im 8. Jahrhundert v. Chr. war Cumae die erste griechische Kolonie auf dem italienischen Festland. Zuvor lebten die Kolonisten auf der Insel Ischia. Sie wurde durch ihre strategische Lage und ihre Nähe zur Bucht von Neapel schnell zu einer blühenden Stadt.
Besonders bekannt ist Cuma jedoch als Heimat der Sibylle, einer Priesterin und Prophetin, deren mystische Prophezeiungen seit der Antike die Fantasie der Menschen beflügeln. Der Sage zufolge soll sie dort ihre Höhle gehabt haben. Das auffällige Bauwerk ist heute eine der wichtigsten Touristenattraktionen des Parks.
Der Archäologische Park von Cumae verspricht eine faszinierende Reise in die antike Welt. Die Stätte, die von einer reichen und wechselvollen Geschichte geprägt ist, verbindet Mythos, Religion und Architektur und ist ein Muss für Geschichts- und Archäologieliebhaber.

Die antike Stadt Cuma und ihre Geschichte
Cumaes Geschichte lässt sich bis in die Bronzezeit zurückverfolgen. Die antike Stadt wurde zwischen 740 und 730 v. Chr. von Griechen neu gegründet. In ihrer Blütezeit kontrollierte sie den Golf von Neapel und wichtige Unterkolonien wie Baia und Capri. Nach Eroberungen durch die Samniten und später die Römer wurde Cumae Zeuge zahlreicher historischer Ereignisse, darunter das Exil von Tarquinius Superbus, dem letzten König Roms. Die Stadt erlebte den Einfluss vieler Völker, bevor sie 1207 endgültig zerstört wurde.
Griechische Gründung
Cuma wurde 740 und 730 v. Chr. von Kolonisten aus Chalkis und Eretria gegründet. Es war ein wichtiger Handels- und Kulturort, der mit seinen Pflanzstädten Neapolis (Neapel) und Puteoli (Pozzuoli) selbst Geschichte schrieb. Die Blütezeit der Stadt lag zwischen dem 7. und 5. Jahrhundert v. Chr., als sie sich erfolgreich gegen die Etrusker behauptete.
Römische Herrschaft
Nach der Eroberung durch die Samniten im Jahr 421 v. Chr. verlor Cuma langsam seinen griechischen Charakter und geriet später unter römische Kontrolle. Ab 334 v. Chr. wurde es ein Munizipium der Römischen Republik. Unter der römischen Herrschaft erlebte die Stadt eine weitere Blütezeit, wobei zahlreiche Bauwerke wie das Forum, Thermen und ein Amphitheater entstanden.
Christliches Zentrum
Im Laufe der Zeit wurde Cuma zu einem spirituellen und kulturellen Zentrum. Tempelbauten, wie der Apollon- und Jupiter-Tempel, wurden in christliche Basiliken umgewandelt.

Architektur-Highlights im Archäologischen Park von Cumae
Die Ruinen im Archäologischen Park von Cumae bieten faszinierende Einblicke in das Leben einer antiken Zivilisation. Zu den Highlights zählt der Jupiter-Tempel, der später in eine christliche Kathedrale umgewandelt wurde. Viele der hier entdeckten Funde sind im Archäologischen Museum von Neapel und den Phlegräischen Feldern ausgestellt.
Vor allem die spannenden Legenden um die Prophetin Sibylle von Cumae und ihre Höhle beschäftigen die Fantasie der Besucher. Daher widmen wir ihr weiter unten einen eigenen großen Abschnitt.
Tempel des Apollon und des Jupiter
Der Jupitertempel, ursprünglich Zeus gewidmet, erhebt sich auf der Akropolis und datiert auf das 6. Jahrhundert v. Chr. Der Apollon Tempel, strategisch etwas tiefer gelegen, wurde mehrfach erneuert und fungierte später als christliche Kirche.
Byzantinischer Turm und Belvedere
Der byzantinische Turm bietet nicht nur Einsicht in militärische Befestigungsanlagen, sondern auch einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Phlegräischen Felder, das Meer und die Inseln Ischia und Procida.

Die Via Sacra
Die Heilige Straße verband die Höhle der Sibylle mit der Akropolis und symbolisiert die religiöse Bedeutung der Stadt. Die gepflasterte Straße ermöglicht es, auf den Spuren der Antike zu wandeln.
Die Höhle der Sibylle von Cumae
Mythologische Bedeutung
Die Höhle der Sibylle galt in der Antike als Portal zur Unterwelt, ein Ort, an dem die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten durchlässig war. Schon Vergil, der römische Dichter, beschrieb sie in seiner „Aeneis“ als die „Tore der Hölle“ und als eine „Höhle mit 100 Öffnungen“, durch die die Stimme der Sibylle hallte.
In seinem Epos führt die 700 Jahre alte Sibylle den trojanischen Helden Aeneas durch die Höhle in die Unterwelt, wo er durch seinen toten Vater wichtige Offenbarungen über seine Zukunft erhält. Demnach würde sein Sohn Romulus später die bedeutende Stadt Rom gründen. Diese Darstellung hat die Vorstellung von der Höhle als einem Ort des Übergangs und der Prophezeiung nachhaltig geprägt.
Möglicherweise haben auch Schwefelgerüche der Phlegräischen Felder in der Nähe ihren Teil zur Legendenbildung in der Gegend beigetragen.
Architektur und Funktion
Die Höhle selbst ist ein etwa 5 Meter hoher und 131 Meter langer trapezförmiger Gang, der in den Felsen südlich von Cumae gehauen wurde. Archäologen datieren die Entstehung auf das 6. Jahrhundert v. Chr., als die Etrusker in der Region aktiv waren. Der Gang war nicht nur ein einfacher Tunnel, sondern ein komplexes System mit mehreren Querarmen, die Zisternen und Belüftungsöffnungen enthielten. Diese architektonischen Details zeigen, dass die Höhle nicht nur als Orakelstätte, sondern auch für praktische Zwecke genutzt wurde.
In der christlichen Zeit erhielt die Höhle eine neue Funktion: Sie wurde für Bestattungen genutzt, was ihre Bedeutung als heiliger Ort über die Jahrhunderte hinweg unterstreicht. Am Ende des Hauptganges befindet sich eine Kammer mit drei kleinen Nebenräumen, die als Orakelräume interpretiert werden. Hier soll die Sibylle ihre Weissagungen gemacht haben, inspiriert von den Göttern, insbesondere Apollon.

Die Legende der Sibylle von Cumae
Wer waren die Sibyllen?
Die Sibylle von Cumae gehörte in der antiken Mythologie zu den prophetischen Frauen, die als Orakel fungierten und Weissagungen machten. Im Gegensatz zu anderen Hellsehern warfen die Prophetinnen oft völlig unaufgefordert einen Blick in die Zukunft. Sie äußerten sich meist doppeldeutig oder in Rätseln.
Es gibt keine einheitliche Liste der Sibyllen, da verschiedene antike Quellen unterschiedliche Namen und Orte nennen. Die meisten gehen jedoch von zehn Sibyllen aus, die jeweils mit bestimmten Regionen oder Städten verbunden waren.
Die Sibyllinischen Bücher
Die Weissagungen der in der Antike hoch verehrten Sibyllen wurden oft in Form von Gedichten überliefert. Besonders bekannt sind die sogenannten „Sibyllinischen Bücher“, eine Sammlung von Weissagungen, die im antiken Rom aufbewahrt und in Krisenzeiten vom Senat konsultiert wurden.
Der Legende besaß die Cumäische Sibylle neun dieser Bücher, welche sie schließlich dem römischen König Tarquinius Superbus anbot. Die Sibylle verlangte jedoch einen hohen Preis, den der König zunächst erzürnt ablehnte. Daraufhin verbrannte sie drei der neun wertvollen Bücher und bot die verbleibenden zu demselben Preis an. Der König lehnte erneut ab, und sie verbrannte weitere drei Bücher.
Schließlich kaufte er die letzten drei Bücher zum ursprünglich geforderten Preis, um das Wissen zu retten. Diese Bücher wurden im Tempel des Jupiter in Roma aufbewahrt und galten als heilig. Sie wurden nur in Zeiten großer Not konsultiert, um das Schicksal Roms zu lenken.
Die Rolle der Sibyllen in der Kunst und Literatur
Die Sibyllen haben die Kunst und Literatur über Jahrhunderte hinweg inspiriert. In der römischen Literatur, insbesondere in Vergils „Aeneis“, spielen sie eine zentrale Rolle. Auch in der christlichen Tradition wurden die Sibyllen bedeutend, da einige ihrer Weissagungen als Vorhersagen der Geburt Christi interpretiert wurden.
In der Renaissance wurden sie oft in Gemälden und Fresken dargestellt, wie etwa in Michelangelos berühmten Fresken in der Sixtinischen Kapelle, im Chorgestühl des Ulmer Münsters und in der Capella Nuova des Doms von Orvieto. Sie erscheint auch auf dem Genter Altar sowie in einem Bodenmosaik im Dom von Siena, das auf die Erwähnung der Sibylle in den Annalen von Piso hinweist. Begleitet wird das Mosaik von einem lateinischen Text, der ihre Prophezeiung über die Auferstehung Christi wiedergibt.

Apollon liebt Sibylle
Laut einer weiteren Sage verliebte sich der Gott Apollon in die junge Sibylle von Cumae. Obwohl sie sich dem Gott verweigerte und ihre Jungfräulichkeit behielt, gewährter er ihr einen Wunsch. Sie wünschte sich so viele Lebensjahre, wie es Staubkörner in einem Sandhaufen gab, vergaß jedoch, auch ewige Jugend zu erbitten.
Apollon, der dies wohl vorausgesehen hatte, bot ihr an, auch ihre Jugend zu bewahren, wenn sie ihm nachgeben würde. Doch sie lehnte erneut ab. So alterte sie unaufhaltsam. Als der Trojaner-Held Aeneas sie traf, klagte sie darüber, dass sie bereits 700 Jahre gelebt habe und noch 300 vor sich hätte. Vom Alter gezeichnet und für alle unkenntlich, sollte sie schließlich nur noch als Stimme existieren.
Tickets – Archäologischer Park von Cumae
Geführte Touren durch den Archäologischen Park von Cumae bieten tiefere Einblicke in die Geschichte und Architektur der Stätte. Informationen und Tickets finden Sie bei unserem Reisepartner GetYourGuide.
Öffnungszeiten
Der Archäologische Park von Cuma ist täglich außer dienstags geöffnet. Die Öffnungszeiten können je nach Jahreszeit variieren.
- Montag: 09:00–15:40 Uhr
- Dienstag: geschlossen
- Mittwoch: 09:00–15:40 Uhr
- Donnerstag: 09:00–15:40 Uhr
- Freitag: 09:00–15:40 Uhr
- Samstag: 09:00–15:40 Uhr
- Sonntag: 09:00–15:40 Uhr
Anreise
- Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Vom Hauptbahnhof Garibaldi in Neapel nehmen Sie die U-Bahnlinie 2 (Haltestelle Pozzuoli) und steigen dann in einen Bus um.
- Mit dem Auto: Der Park ist leicht erreichbar über die Autobahnausfahrt 13 (Cuma).
Adresse: Parco Archeologico di Cuma, SP 164, 1, 80078 Pozzuoli NA, Italien
Ausflugsziele in der Nähe
In der Nähe des Archäologischen Parks von Cumae gibt es viele sehenswerte Städte und Ausflugsziele. Die Stadt Neapel beeindruckt mit ihrer reichen Geschichte, dem Archäologischen Nationalmuseum und der weltberühmten neapolitanischen Pizza. Pozzuoli, eine charmante Hafenstadt, bietet Highlights wie das Flavianische Amphitheater und den Solfatara-Krater. Baia, einst ein luxuriöser Ferienort der Römer, ist heute für seinen Unterwasser-Archäologiepark bekannt. Auch Caserta mit dem prächtigen Königspalast, dem „italienischen Versailles“, ist einen Besuch wert.
Zu den interessanten Ausflugszielen zählen die Phlegräischen Felder, ein vulkanisches Gebiet mit Thermalquellen und archäologischen Stätten. Die Inseln Capri, Ischia und Procida locken mit ihrem individuellen Charme, von der Blauen Grotte auf Capri bis zu den Thermalbädern Ischias.
Der Vesuv und die antiken Ruinen von Pompeji sowie Herculaneum sind ein Muss für Geschichts- und Naturbegeisterte. Für Naturliebhaber bietet das Naturschutzgebiet Cratere degli Astroni in einem erloschenen Krater ideale Möglichkeiten für Wanderungen und Naturbeobachtungen. Diese Ziele vereinen Geschichte, Kultur und Natur und machen die Region zu einem vielseitigen Reiseziel.
Fazit
Cumae verbindet auf einzigartige Weise Geschichte, Mythologie und erstaunliche Architektur aus antiker Zeit. Archäologie-Enthusiasten und geschichtlich Interessierte wird der Park von Cuma mit seinen Legenden in Staunen versetzen.
Fotos der Seite:
Archäologischer Park von Cumae, francosant, Depositphotos.com
Details der Alte Ruinen im Park, trotalo, 123rf